Es gibt nicht nur „gallischen“ Wein

Aus meiner Zeit an der Pariser Universität sind mir mehrere Diplome, innige Freundschaften und zahlreiche Erinnerungen geblieben. Ich denke noch oft an die geselligen Abende zurück, an denen wir dem Wein intensiv zugesprochen haben. Es wurde viel gelacht, gesungen und getanzt. Ich habe das studentische Leben an meiner Fakultät aktiv mitgestaltet und an so vielen abendlichen Treffen teilgenommen, wie es meine Zeit und meine Leber zuliessen. Wir haben viel getrunken und so manches Lied geschmettert. Und noch heute summe ich manchmal mein Lieblingslied aus dieser Zeit vor mich hin, das Lied vom „gallischen Wein“. Die Ursprünge dieses doch sehr kämpferischen Liedes sind mir unbekannt. Es geht jedenfalls um den gallischen Wein und das gallische Blut, die einst beide auf den Schlachtfeldern in Strömen flossen. Es geht auch um Schwerter und die alten gallischen Götter.

Noch heute bin ich bekennender Weintrinker, wobei ich Rotwein klar den Vorzug vor Rosé oder Weisswein gebe. Inzwischen trinke ich weniger Wein als noch zu Studententagen, dafür lege ich aber immer grösseren Wert auf die Qualität der Weine, die ich gerne im Kreis meiner Freunde verkoste. Heute gibt es nicht mehr nur „gallischen“ Wein für mich, sondern ich habe Weine aus den verschiedenen Winkeln der Welt kennen- und lieben gelernt: Aus weit entfernten Gegenden, etwa amerikanischen Wein oder auch ganz aus der Nähe, etwa Schweizer Wein. Der letzte Wein, den ich verkostet habe? Gestern Abend habe ich als Aperitif einen spanischen Rioja Wein genossen. Und Sie?